Upcycling und Resteverwertung

Gute Gründe selbst zu nähen: Nachhaltigkeit und soziale Aspekte

Die Lehre bei meiner Oma

Viele von euch wissen es vielleicht gar nicht, aber ich habe erst in der Schwangerschaft mit meiner Tochter das Nähen als mein Hobby entdeckt. In die „Lehre“ bin ich bei meiner Oma gegangen. Noch heute ist sie meine erste Anlaufstelle, wenn ich irgendwelche Fragen habe. Du kannst dir also sicherlich vorstellen, dass ich was das Nähen angeht, stark von ihr geprägt bin.

Wenig Zeit, viel Arbeit und knappe Ressourcen

Meine Oma stammt noch aus einer Generation, in der Ressourcen zwar in ausreichender Menge vorhanden waren, aber nicht wie heute im Überfluss. Sie und ihre Familie mussten nie Hungern oder Frieren, aber man hatte auch nichts zum Verschwenden über. Nähen war damals kein Hobby, es war eine Notwendigkeit. Kleidung wurde im eigenen Land hergestellt und war dementsprechend teuer. Auch das Thema Upcycling war damals eine Selbstverständlichkeit, auch wenn es damals noch anders hieß. Wenn ein Kleidungsstück nicht mehr zu reparieren war (damals wurde noch geflickt!), dann wurde es zu etwas anderem weiterverarbeitet. Ganz einfach, weil neue Stoffe nicht an jeder Ecke zu finden waren und verhältnismäßig teuer waren.

Oma hatte drei Kinder und viele Dinge, die uns heute Zeit ersparen, hatte sie damals noch nicht. Keine Spülmaschine, beim ersten Kind noch nicht mal eine Waschmaschine, mit Stoff gewickelt wurde natürlich trotzdem. Zeit war also schon damals eine knappe Ressource, Selbernähen aber deutlich normaler als heutzutage. Und weil die Zeit knapp war, die Kinder aber wachsen und neue Kleidung gebraucht wird, wurde eben zum „Reinwachsen“ genäht. Die damaligen Schnittmuster waren oft so ausgerichtet, dass sie über mehrere Jahre passen. Weil die Ressource Stoff teuer war und die Zeit knapp, hatten die Kinder natürlich deutlich weniger Kleidung als heute. Aber das war okay, Kleidung durfte damals Tragespuren aufweisen, sauber musste sie sein! Das war ganz normal, denn bei fast allen war es so.

Bewusst nachhaltig leben

Worauf will sie hinaus, fragst du dich vielleicht? Wie schon erwähnt, meine Oma hat mich geprägt. Nachdem ich schon etwas mehr Erfahrung gesammelt hatte, stellte ich irgendwann fest: Ich nähe wie meine Oma! Zum Rein- bzw. Mitwachsen und nach Möglichkeit über mehrere Jahreszeiten tragbar. Meine Oma war damals gezwungen nachhaltig zu leben, für uns ist es heute eine bewusste Entscheidung. Wenn es im Discounter 2 Leggins für 5€ gibt, dann spare ich beim Selbernähen nicht mehr wirklich viel (ganz anders, als es damals bei meiner Oma war). Warum also Selbernähen?

Kurzum, ich habe durch das Selbernähen einfach erfahren, wie aufwendig es tatsächlich ist, gewisse Kleidungsstücke herzustellen. Vor einiger Zeit habe ich die Jeans von Motti für meine Tochter genäht, außerdem auch mal eine Jeggings für mich. Beides sind „abgespeckte“ Jeans Varianten, also vom Nähaufwand deutlich geringer als eine echte Jeans. Trotzdem ist der Aufwand erheblich und man sitzt mehrere Stunden daran. Wenn ich dann sehe, dass eine Jeans im Discounter 8€ kostet, dann stellt sich mir die Frage wie das sein kann. Die Antwort lautet ganz einfach – es kann nicht sein.  Diese Hose ist nicht wirklich günstig. Es zahlt nur jemand anderes den Preis dafür. Dieser Preis geht auf Kosten anderer Menschen und der Umwelt. Näht man selbst, dann lässt sich diese Tatsache nicht mehr so leicht ignorieren. Man wird sich dessen zwangsweise bewusst! Wer nicht selbst näht, weiß einfach ncht, wie viel Arbeit dahintersteckt. Wer selbst näht, lernt hingegen die Arbeit anderer mehr zu schätzen und entscheidet sich bewusster.

Du entscheidest selbst

Ähnlich wie für das Wickeln mit Stoff gilt auch für das Selbernähen: Wie nachhaltig du nähst entscheidest du in erheblichem Maße selbst. Das beginnt schon bei der Stoffwahl. Gerade für kleine Kinder lässt sich alte Kleidung mit kleinen Fehlern super weiterverarbeiten. Außerdem lassen sich für Kinderkleidung oft auch kleine Reste noch ganz toll verwerten, so wie im Beispiel oben. Nicole hatte wirklich nur sehr kleine Stücke zu Verfügung, aber durch die Auswahl eines geeigneten Schnittmuster konnte sie diese fast restlos verwerten.

Wenn es neue Stoffe sein sollen, dann liegen Bio-Stoffe klar vorn. Sie müssen über die gesamte Lieferkette strengen Kriterien zum Umweltschutz gerecht werden. Dies wird unter anderem durch den Einsatz widerstandsfähigerer Baumwollsorten erreicht, die keine Pestizidbehandlung benötigen. Es werden außerdem Sorten ausgewählt, die weniger Wasser benötigen und in Gebieten angebaut werden, in denen keine künstliche Bewässerung notwendig ist.

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